ETS-2106i: Interner ruf auf ISDN-Gerät

Hallo! Ich habe eine ETS-2106i, die - soweit ich mich erinnern kann - intern nur analoge Anschlüsse bietet. Ich betreibe am selben S0-Bus aber noch ein ISDN-Telefon.

Meine Frage ist nun: Wie ist es möglich, von einem Telefon an einem der analogen Anschlüsse intern (also ohne Kosten) am ISDN-Telefon anzurufen (oder andersrum)?

Intern geht das gar nicht.

Wenn Du einen Tarif hast, bei dem Ortsgespräche kostenlos sind, kannst Du vom analogen Telefon die externe Nummer des ISDN-Telefons anrufen und umgekehrt, damit sind dann aber beide Kanäle der ISDN-Leitung belegt.

Wenn Du unbedingt intern telefonieren willst, brauchst Du entweder eine andere oder eine weitere Telefonanlage. Die “andere” Telefonanlage hätte dann einen oder mehrere internene S0-Busse (Auerswald bietet da ja einige, und dank der neuen 5000er-Serie werden auch wohl bald einige alte ausgemustert werden). Die “weitere” Telefonanlage ist irgendetwas primitives, das zwischen zwei Teilnehmern an einem oder mehreren internen S0-Bussen vermitteln kann (Fritzbox Fon o.ä.). Die ETS läuft dann als Unteranlage, je nach Fähigkeiten der “weiteren” Anlage wird die ETS zu einem dummen a/b-Adapter degradiert. Weil die ETS aber auch nur einen externen S0-Anschluß hat, kann sie nicht mehr als zwei Gespräche gleichzeitig mit der übergeordneten Anlage führen – Verschwendung.

Auerswald bietet auch eine Dose (“Analog/ISDN Converter”), die aus ein bis zwei Analoganschlüssen einen ISDN-Anschluß bastelt. Damit könntest Du das ISDN-Telefon hinter der ETS betreiben, allerdings zu einem dummen Analogtelefon degradiert.

Alexander

Hi bxlinux,

danke für Deine Antwort! Ich dachte halt, da eh alles auf dem gleichen S0-Bus sitzt, geht das irgendwie :cool:

Dann überlege ich mal, ob ich eine Deiner Lösungen nehme oder mir nochn günstiges analoges Tel kaufe und es neben das ISDN-Gerät stelle. Also nochmal danke!

Es geht ja. ISDN ist aber nicht Peer-to-Peer (wie z.B. Ethernet), sondern braucht immer eine vermittelnde Instanz, entweder eine Telefonanlage, oder eben die Vermittlungsstelle.

Ganz ehrlich: Es gibt für Deinen Fall eigentlich nur zwei wirklich sinnvolle Lösungen, entweder Verzicht aufs ISDN-Telefon oder eine leistungsfähigere Telefonanlage. Gebastel mit Unteranlagen führt meist sehr schnell zu verwirrten Benutzern. Und mehr als zwei Geräte auf einem (internen) S0-Bus führt zu „kommunikativen Einschränkungen“, weil eben nur zwei Geräte gleichzeitig aktiv sein können.

Ich werde oft nach Telefonanlagen gefragt, und ich frage jeden, ob er wirklich ein ISDN-Telefon braucht. Freisprechen, Lauthören, Kurzwahltasten und Rufnummernanzeige gibt es auch mit analogen Komforttelefonen (bei Siemens sogar ohne Netzteil), mit einer entsprechenden Telefonanlage auch Anrufweiterleitungen aller Art. Mehr „ISDN“-Features brauchen die meisten Leute nicht.

Deswegen rate ich dann zu analogen Komfort-Telefonen, bei denen ein paar Zielwahltasten für Anlagenfunktionen (z.B. Pickup – „Anruf klauen“) geopfert werden. Und analoge Telefone sind längst nicht so empfindlich auf Leitungsprobleme, sie funktionieren auch noch über „Wäscheleinen“. Jedes Telefon bekommt seine individuelle Leitung, eine klassische Sternverkabelung mit der Telefonanlage in der Mitte. Die Leitung codiert die Rufnummer, ohne jede Programmierarbeit am Telefon. Und die Reichweite liegt mit 600m bis 900m auf guten Telefonkabel dermaßen jenseits von gut und böse, dass die Qualität der verwendeten Kabel völlig egal ist.

ISDN (S0) dagegen ist ein sehr empfindlicher Bus, der keine größeren Abzweige verträgt, terminiert werden muß und vier statt zwei Drähte braucht. Und zu allem Überfluß ist nach 100m bis 150m Schluß. Strukturierte Verkabelung ist damit nur sehr eingeschränkt möglich. Und wehe, irgendwo ist eine Verbindung nicht ganz sauber oder eine Leitung zu eckig verlegt. Da zicken alle angeschlossenen Geräte, oftmals sogar die Telefonanlage. Acht Geräte und zwölf Steckdosen am Bus sind reines Werbegeschwafel, in der geschäftlichen Nutzung ist der S0-Bus mit zwei Geräten voll. Was nützt ein S0-Bus für acht Telefone, wenn mit zwei telefonierenden Teilnehmern sechs weitere Teilnehmer de facto vom Telefonieren ausgeschlossen sind?

(Und wenn man sich einmal die lächerliche Datenrate von 0,15 MBit/s auf dem S0-Bus ansieht, fragt man sich, wie Fast Ethernet mit 100 MBit/s überhaupt funktionieren kann. In der Regel funktioniert Fast Ethernet auch noch auf Leitungen, bei denen ISDN gar nicht mehr geht. Weil Ethernet robuster designed ist.)

Für interne S0-Busse sprechen IMHO eigentlich nur zwei Dinge: Der Betrieb von ein oder zwei Systemtelefonen und die Konfiguration der Telefonanlage über eine ISDN-Karte im PC. Moderne Anlagen kann man auch per Ethernet konfigurieren, damit ist S0 auf die Verwendung von Systemtelefonen reduziert. Wenn PC und Telefonanlage weniger als 5m auseinander stehen, kann man auch USB nutzen, RS232 funktioniert auch über Strecken im zweistelligen Meter-Bereich. Oft kann man die Anlage auch vom PC über das Systemtelefon (per USB oder RS232) konfigurieren.

Das „neue“ UP0 (ISDN über eine bis 500m lange Doppelleitung) ist eine gute Idee, die meine Meinung über den S0-Bus voll bestätigt. S0 verbraucht zu viele Leitungen und ist nicht stabil genug.

Alexander

Danke für Deine ausführliche Antwort, jetzt verstehe ich das besser.

Bisher habe ich das ISDN-Tel aus 2 Gründen behalten:
1.) Ich brauche die Möglichkeit, eine Rufweiterleitung aufs Handy einzurichten.
2.) Da ich sonst nur analoge Funktelefone im Haus habe, ist es auch das “Stromausfall-Notfall-Telefon” (bei uns schlägt öfters mal der Blitz ins Stromnetz, dann ist aber auch das Handynetz tot…)

Könnte ich das auch mit einem analogen Telefon, das ich an die Anlage anschließe?

Punkt 1 sollte auch über analoge Telefone funktionieren, siehe Handbuch Kapitel 5.19 ab Seite 39.

Punkt 2 ist zugegeben schwieriger. Wenn Dir der Blitz ernsthaft ins Stromnetz im Haus einschlägt, egal ob direkt oder elektromagnetisch gekoppelt (weil der Hauptstrom durchs Antennenkabel oder eine Wasserleitung fließt), kannst Du erstmal ganz entspannt davon ausgehen, dass so ziemlich jedes elektronische Gerät danach Schrott oder zumindest ernsthaft beschädigt ist, das eine Verbindung zum Stromnetz hat. 2 cm Isolationsabstand, wie in guten Netzteilen, ist in diesem Fall überhaupt kein Hindernis. Ein ISDN-Telefon dürfte einen Blitzschlag kaum überleben, auch der NTBA könnte einiges abbekommen. Ein altes “Reichspost”-Telefon dürfte da etwas robuster sein. (Die mußten mit quer durchs Dorf gespannten Überland-Leitungen klarkommen und waren gebaut wie ein Panzer. Robuste Mechanik, wenig Elektrik, keine Elektronik.)

Gegen Überspannung durch Blitzeinschläge am anderen Ende der Straße kannst Du Dich einigermaßen schützen. Das geht nicht gratis und setzt einiges an Know-How voraus. Ein dreistufiger Überspannungsschutz muß von einem Fachmann installiert werden, ein Grobschutz im Hausanschluß, ein Mittelschutz im Sicherungskasten der Wohnung, und ein Feinschutz vor allen Geräten in der Steckdose oder typsicherweise als Zwischenstecker oder Steckdoseneleiste “mit Überspannungsschutz”. Ohne Grob- und Mittelschutz nützen letzere aber nur dem Hersteller. Der Grobschutz nimmt die richtig harten Schläge auf und dämpft sie soweit, dass der Mittelschutz damit klarkommt. Der wiederum begrenzt die Energie noch weiter, so dass Leitungsnetz in der Wohnung und gelegentlich auch der Feinschutz den Schlag überleben. Der Feinschutz opfert sich und nimmt das “Bißchen” auf, dass normalerweise die wesentlich teureren Geräte zerstören würde. Ein Feinschutz für eine Glühlampe ist deswegen sinnfrei, denn der üblicherweise zerstörte Feinschutz ist teurer als eine neue Glühlampe. Bei PCs und Fernsehern sieht das schon anders aus.

Schutz der Stromleitungen ist aber nicht alles, auch alle anderen Leitungen müssen geschützt werden. Dazu gehört zwangsweise eine vernünftige Erdung der Antennenanlage (egal ob Sat, Kabel, Terrestrisch oder DVB aller Art) mit richtig dicken Leitungen (16mm² oder mehr, eigener Kreuzerder für Antennenmasten) und das durchführen aller Antennenkabel durch eine Erdungsschiene. So etwas wird gerne “vergessen”, weil es Arbeit macht und bei unsauberem(!!!) Aufbau die Bildqualität beeinträchtigt. Vor den Geräten hilft dann ein eigener Feinschutz für die Antennenleitung, als Zwischenstecker oder Steckdosenleiste. Analog muß mit den Daten- und Telefonleitungen verfahren werden. Alle NTBAs, die ich bislang in den Händen hatte, haben auf der Amtsseite einen eingebauten Überspannungsschutz. Auf der S0-Seite fehlt der Schutz dagegen. Auerswald hat – mindestens in Compact 2206, 4410, und Commander – keinen Überspannungsschutz vorgesehen, auf keiner Leitung. Hier hilft ein externer Überspannungsschutz. Für S0 gibt es das von Auerswald, für analoge Telefone müßtest Du mal selbst suchen. Theoretisch sollte es dem S0-Schutz egal sein, ob er S0 oder analoges Telefon schützt. Nach einem Überspannungsvorfall ist der Schutz aber hinüber. Die Schutzkomponenten sind Selbstmörder, die die Energie aufzehren, in dem sie zu einem mehr oder minder fetten Kurzschluß “verschmelzen”.

Je länger eine Leitung ist, desto empfänglicher ist die Leitung für induzierte Überspannungen. Bei langen Wegen quer durchs Haus sollte jede Telefonleitung einen Schutz bekommen.

Bei einem ernsten Überspannungsvorfall wird so die wertvolle Technik geschützt. Die diversen Feinschutz-Komponenten sind danach aber Schrott, müssen ausgetauscht werden, und vor allem blockieren sie die geschützen Geräte. Wenn der NTBA die Überspannung überlebt hat, Du einen Mehrgeräteanschluß hast, und das Telefon notspeiseberechtigt (siehe Telefonhandbuch!) ist, kannst Du den NTBA von Schutzschaltungen und Anlage trennen und das ISDN-Telefon im Notbetrieb laufen lassen - kein Komfort, oft nicht einmal Display. Nur Telefonieren mit dem Hörer in der Hand.

Für den reinen Stromausfall bietet Auerswald eine kleine USV an, die eine Telefonanlage und etwas Kleinkram eine ganze Weile versorgen kann. Ein Feinschutz ist wahrscheinlich auch integriert. Der Haken: Die Bleiakkus in der USV leben nicht ewig, nur einige Jahre.

Ein einfaches Handy als Reserve dürfte da einfacher sein, vielleicht auch das alte Schätzchen aus der hintersten Kellerecke, reanimiert mit einer Prepaid-Karte und einem frischen Akku. Ein notspeisefähiges ISDN-Telefon in Reserve schadet natürlich auch nicht. Wenn es aber beim Überspannungsvorfall schon an der Anlage hängt, kann es in Mitleidenschaft gezogen werden.

Alexander