Klingeleingang

Hallo zusammen,

unsere ETS-4308i ist leider letzte Woche durch einen Blitz in den Ruhestand geschossen worden und jetzt muss eine neue Anlage her.

Die Compact 4000 passt sehr gut zu unseren Anforderungen (Nebenstellen, Amtsleitungen) und wäre ja auch für die Zukunft VoIP fähig wenn die Telekom ISDN einstellt.

Lediglich ein Problem hab ich mit dem neuen Modell, sie hat keinen Klingeleingang.
Wir haben eine Ladentür mit einem Reedkontakt und beim Öffnen der Tür klingeln diverse Mobilteile sodass man sich im Geschäft frei bewegen kann.

Jemand eine Idee wie man so was mit einer Compact 4000 abbilden kann?
Eine Sprechstelle ist nicht notwendig sonst hätte ich ein TFS Universal Plus verbaut.

Viele Grüße,
Lars

Da dürfte das “TFS-Universal plus” die einfachste Lösung sein. Ohne Türöffner, Schaltmodule und anderen Schnickschnack müßte es ausreichen, die Anschlüsse “a” und “b” (Nr. 1 auf Seite 13 der Bedienungsanleitung) mit einem internen analogen Anschluß der Telefonanlage und die Anschlüsse “T” und “1” (Nr. 8 und 12 auf S. 13) mit dem Reedkontakt zu verbinden. Die Energieversorgung erfolgt über die a/b-Anschlüsse aus der Telefonanlage. Wenn das Modul in der Nähe der Tür montiert wird, ist auch ein Gespräch möglich.

Andere Erweiterungsmöglichkeiten sehe ich eigentlich nicht, die an der 4000 vorhandenen Schnittstellen geben es einfach nicht her, einen Schaltkontakt auszuwerten. Ethernet, S0, UP0 und a/b reagieren auf Kurzschluß bestenfalls durch Ausfall, aber nicht in einer Weise, die eine Auswertung durch die 4000 erlaubt.

Als Selbstbau-Variante gäbe es die Möglichkeit, den Reed-Kontakt an einen kleinen Microcontroller zu hängen, der bei einer Aktivierung des Kontakts über RS232 an einem alten analogen Modem eine vorprogrammierte Rufnummer wählt und nach ein paar Sekunden wieder auflegt. Softwaremäßig ist das kein großes Ding, viel mehr als “ATDT12345,;”+++“ATH0”++ muß der Controller gar nicht senden, Modem-Antworten sind völlig egal. Hardware-Aufwand ist recht gering, ein kleiner ATtiny45 mit Quarz, ein MAX232 als Pegelwandler für die RS232, dazu ein paar Kondensatoren, DC-Buchse, zwei Schraubklemmen für den Reedkontakt, einen DSUB9- oder DSUB25-Stecker für das Modem. Dazu ein Gehäuse, ein altes Modem und ein externes Netzteil.

Das geht natürlich auch mit einem Raspberry Pi oder einem Arduino, aber das ist wirklich mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

Theoretisch müßte es auch möglich sein, den Microcontroller aus den Handshake-Leitungen des Modems zu versorgen, dazu braucht man ein paar Universal-Dioden (1N4148) und einen 78L05 als Spannungsregler. Der MAX232 kann dabei entfallen und wird durch einen Transistor (BC546) und zwei Widerstände ersetzt. Das ist nicht so ganz RS232-Konform, sollte aber trotzdem funktionieren. Der Charm dieser Variante ist, dass die ganze Adaptiererei im DSUB-Steckergehäuse verschwinden kann und komplett über das Modem-Netzteil versorgt wird.

Alexander

Ich hatte sowas auch mal durchgespielt. Soweit ich mich erinnere gibt es bei den Anlagen einen Seniorenruf. Nach abheben wird direkt eine Nummer gewählt.
Dazu müsste es reichen den Gabelumschalter am a/b-port zu simulieren. Da sollte der vorhanden Readkontakt und ein paar Widerstände ausreichen.

Wäre das so umsetzbar und hat jemand eine konkrete Bastelanleitung dazu?

jo

[quote=“LarsB, post:1, topic:4869”]
unsere ETS-4308i ist leider letzte Woche durch einen Blitz in den Ruhestand geschossen worden und jetzt muss eine neue Anlage her.

Die Compact 4000 […]

Lediglich ein Problem hab ich mit dem neuen Modell, sie hat keinen Klingeleingang.[/quote]
Bei den neueren Anlagen ist die Türsprechfunktion mit Relais etc nicht mehr in dem Basisausbau enthalten, sondern durch separate Module realisiert.

Für die 4000 ist das anscheinend das “a/b-Schaltmodul”

Das a/b Schaltmodul ist lediglich eine Erweiterung der TFS. Allein kann man damit nichts anfangen.
Es dient dazu von der Anlage aus Geräte wie z.B. Beleuchtung einzuschalten. Also genau das Gegenteil von dem was hier gefragt ist.

jo

Ob das funktioniert, hängt seht stark vom Türkontakt ab:

[list]
[]Baby-/Seniorenruf löst mit Verzögerung aus, siehe Handbuch ab S. 354. Minimale Verzögerung ist eine Sekunde. Und wenn wieder aufgelegt wird, wird das „Gespräch beendet“. Der Kontakt muß also deutlich länger als eine Sekunde schließen, sonst funtkioniert das nciht.
[
]Wenn der Türkontakt wieder öffnet, die Tür also wieder geschlossen ist, sieht die Anlage das als Auflegen an. Die gerufenen Telefone hören auf zu klingeln.
[*]Wenn der Kontakt prellt, wird die Anlage das als Impulswahl oder Hook-Flash ansehen und die Babyruf-Funktion beenden.
[/list]

Wie der Schaltkontakt schalten muß, kannst Du Dir anhand alter Telefonschaltbilder selbst austüfteln:

[list]
[]Schaltbild Telefon W38 - W38, Schalter GUI
[
]W48 Schaltbild und Verdrahtungsplan - W48, Schalter UI
[/list]

nsa, nsi, nsr sind die Kontakte der Wählscheibe. Alle Kontakte sind in Ruhelage gezeichnet.

Beachte, dass der GU drei Anschlüsse hat, die in Ruhe voneinander getrennt und bei abgehobenem Hörer alle miteinander verbunden sind.

Das wird also vermutlich nicht funktionieren. Anderer Ansatz:

Die Telekom hat in https://www.telekom.de/dlp/eki/downloads/1/1TR110-1%20Ausgabe%2008-2007_V110.pdf den analogen Anschluß recht genau beschrieben. Daraus solltest Du eine einfachere Ersatzschaltung ableiten können. Interssant dürfte Kapitel 6.2 sein. Dort ist der Ruhezustand grob vereinfacht als „großer 1 MOhm“ definiert, und der abgehobene Zustand als 20mA bis 60 mA Schleifenstrom. Dabei hat das Telefon einen Gleichstromwiderstand von unter 700 Ohm. In aller Regel nimmt man dafür 600 Ohm an.

Mit anderen Worten: Im Ruhezustand keine Verbindung, im abgehobenen Zustand 600 Ohm.

Maximale Belastbarkeit des Ersatzwiderstands: P = R * I² = 600 Ohm * (60 mA)² = 2,16 W

Typische Last bei 20 mA = 0,24 W.

Die 4000 hat einen Schleifenstrom von ca. 23 mA, das ergibt eine Belastbarkeit von 0,32 W.

Mit 600 Ohm / 1 W solltest Du ganz gut bedient sein, mit 600 Ohm / 3 W bist du definitiv auf der sicheren Seite. 600 Ohm ist kein Normwert, aber 1,2 kOhm ist einer. Mit 2x 1,2 kOhm parallel, jeweils 0,5 W oder 1 W, hast du einen Widerstand von 600 Ohm / 1 W bzw. 2 W.

Alexander

[quote=“jorollo, post:5, topic:4869”]
Das a/b Schaltmodul ist lediglich eine Erweiterung der TFS. Allein kann man damit nichts anfangen.
Es dient dazu von der Anlage aus Geräte wie z.B. Beleuchtung einzuschalten. Also genau das Gegenteil von dem was hier gefragt ist.[/quote]
Ich dachte, daß ist die Entsprechung der TSM-Module früherer Anlagen. Gibts also keinen Alarmeingang mehr für die neueren Telefonanlagen?

Aber was ganz andres, was mir gerade noch eingefallen ist: in der c’t Nr. 9/2015 wurde ein Raspi-Projekt “Anbindung an eine Telefonanlage” vorgestellt, und dabei handelte es sich um eine Auerswald-Telefonanlage. Leider finde ich dies Heft im Moment nicht wieder. Auf der verlinkten Seite findet sich aber auch ein Link auf ein ZIP-Archiv mit der Schaltung und dem im Artikel vorgestellten Python-Skript.

Es ging allerdings um was anderes, nämlich darum, um über den Audio-Ausgang der Telefonanlage eine Musik in ein Wartezimmer auszugeben. Aber vielleicht kann das als Beispiel dienen.

Nö, die neuen Anlagen können nur noch über das TFS-Universal plus bzw. die a/b-Türstellen TFS-Dialog 20x und 30x um Schaltausgänge und Signaleingänge erweitert werden.

Die Bastelei aus c’t 9/2015 arbeitet in der falschen Richtung: Ein Relaiskontakt der Telefonanlage steuert den Raspi an, der daraufhin Musik von sich gibt. Das hilft hier also gar nicht.

Ich sehe nur drei Varianten, die funktionieren können:

(1) Widerstand in Reihe mit dem Türkontakt an einen a/b-Anschluß mit Babyruf-Funktion. Das setzt einen sauber schaltenden Kontakt und anlagenfreundliches Timing voraus.

(2) TFS Universal plus. So ist das von Auerswald gedacht, alle notwenigen Dinge sind leicht einstellbar, und das ganze läßt sich mit einer Doppelader zum Türkontakt und einer Doppelader zur 4000 aufbauen.

(3) Irgendeine Bastelei mit einem Microcontroller zwischen Türkontakt und einem alten Modem als a/b-Anbindung. Das läßt sich mindestens so flexibel einstellen wie das TFS Universal plus, erfordert aber deutlich mehr Kenntnisse im Bereich Microcontroller, Elektronik und Modem-Kommandos. Und es wird mindestens ein Netzteil für das Modem gebraucht, wenn man den Microcontroller aus den Handshake-Leitungen versorgt. Mit einem eigenen Netzteil für den Microcontroller endet diese Basteilei bei je einer Doppelader zum Türkontakt und zur 4000, zwei Netzteilen und, wenn Steckdosen knapp sind, einer Steckdosenleiste.

Kosten und Garantien:

(1) Ca. 1 € Materialaufand, für einen Test 10 min Arbeit. Qualifikation: Muß Schraubendreher richtig rum halten können. :wink: Keine Funktionsgarantie. Kein nennenswerter Verlust, wenn’s nicht klappt.

(2) UVP knapp 200 €, real um die 140 €. Funktionsgarantie. Qualifikation ähnlich wie oben. Schaltkontakt ans Modul, Modul an Telefonanlage. Fertig.

(3) Kosten: Wenn das analoges Modem nicht aus der Restekiste kommt, sind etwa 40 € fällig, ATtiny45 und die Kleinteile drum herum gibt’s für unter 10 €. Nochmal 2 € für einen selbstgebastelten Programmierer am Parallelport, oder 20 € für einen einfachen USB-ISP-Adapter. Dazu schätzungsweise 10 Stunden Arbeit, um die Teile zusammenzubauen und eine einfache Firmware zusammenzustricken. Deutlich mehr, wenn man von Microcontroller, Modem-Kommandos und Elektronik keine Ahnung hat. Beim gesetzlichen Mindestlohn sind das 85 €, wenn man qualifiziert bezahlt, entsprechend mehr. Und schon ist die Bastelei deutlich teurer als das fertige Modul von Auerswald. Und niemand garantiert, dass diese Häßlichkeit auch funktioniert.

Im Hobby-Umfeld wäre die Reihenfolge klar (1), (3), (2), denn da zählt die Arbeitszeit nicht, wohl aber der DIY-Faktor.

Im Firmenumfeld gibt’s eigentlich nur (1) oder (2). Wenn der Chef sich auf (3) einläßt, dann nur mit qualifizierten Mitarbeitern, die nichts besseres zu tun haben. Das an sich wäre schon ein schlechtes Zeichen. Und wenn der Chef (3) für billiger als (2) hält, würde ich mich mal dezent nach einem Arbeitsplatz umsehen, bei dem der zukünftige Chef rechnen kann, bevor der aktuelle Chef den Laden in die Pleite wirtschaftet.

Alexander

[quote=“bxlinux, post:8, topic:4869”]
Nö, die neuen Anlagen können nur noch über das TFS-Universal plus bzw. die a/b-Türstellen TFS-Dialog 20x und 30x um Schaltausgänge und Signaleingänge erweitert werden.[/quote]
Danke. Wieder was gelernt…

Vielen Dank für die ganzen Tipps!

Ich denke es wird die TFS-Universal werden.

Da hat nicht zufällig einer den internen Schaltplan eines TSM Moduls, das ist billiger. Dann wäre es wohl leichter. Dieses sollte doch irgendwie an die 4000 Anlage anbringbar sein.

Hallo „TelefonKlaus“!

Die Frage vom TE - „LarsB“ wird im Juli „10 Jahre alt“, da fragt man sich schon ob der noch mitliest, aber zumindest wissen wir, dass es dich noch gibt.

LG.