Offensichtlich nicht. Wenn man eine Telefonanlage wie die Basic komplett aus TTL-Gattern bauen würde, würde das wahrscheinlich ein 19-Zoll-Rack (42 HE) füllen und Strom wie’n E-Herd brauchen. So ungefähr jedenfalls. Jeder halbwegs moderne Prozessor, egal ob Pentium, 286, ATMEL, PIC oder selbstgestrickt, arbeitet in MOS-Technik. TTL ist bis auf ganz wenige Ausnahmen tot, unter anderem wegen Stromverbrauch, Geschwindigkeit und kruden Signalpegeln.
Zu den Bauteilen: Ein Elko stirbt in der Regel schleichend, sprich die Kapazität nimmt langsam ab. Das geht um so schneller, je wärmer der Elko wird und je schlechter die Qualität ist. Insbesondere in PC-Schaltnetzteilen und auf PC-Mainboards leiden Elkos doppelt, unter externer Wärme von CPU & Co und unter den relativ hohen Lade- und Entladeströmen, die durch die Impulsbelastung entstehen. Ein anderer, schnellerer und lauterer Weg, einen Elko zu töten, ist verpolter Betrieb oder Überspannung. Ein sehr beliebter Streich bei E-Technikern ist ein kleiner Elko direkt hinter einem Netzschalter, der sich beim Einschalten laut in kleine Fragmente auflöst. Das ist in der fotografierten Anlage definitiv nicht passiert, denn ein rausgesprengter Elko hinterläßt deutlich sichtbare Spuren auf der Platine. Aber der Elko sitzt direkt neben einem großen Kühlkörper, da gibt es reichlich Wärme. Ist dann auch noch der Steckplatz für das Modul E belegt, ist es mit der Luftzirkulation so ziemlich essig. Ich gehe einfach mal schwer davon aus, das die Elkos in der Ecke regelmäßig sterben werden, insbesondere bei voll bestückten Anlagen. Ich hab leider keine Basic greifbar, um mir die Ecke in Natura ansehen zu können, sonst wäre auch herauszufinden, wo genau der kleine Elko dranhängt.
Die Diode scheint zusammen mit ihrem um 90° gedreht montierten Artgenossen und den beiden dicken blauen Elkos an der Platinenkante zwei Versorgungsspannungen gleichzurichten, vermutlich 5V an dem mit „10000u 10V“ beschrifteten Elko und 12V an dem „4700u 16V“. Welche Diode welchen Elko versorgt, läßt sich mit einem Multimeter schnell rausfinden, aber die Fotos reichen dazu leider nicht. 5V dürfte für den Prozessor und seine nähere Umgebung zuständig sein, 12V für den Analogteil und einige Hilfsdienste. Bei ausgefallenen 12V müßte die Anlage noch „um Hilfe rufen“ können, bei ausgefallenen 5V kann bestenfalls eine kleine Hilfsschaltung merken, das sich der Prozessor nicht mehr rührt.
Die beiden großen blauen Elkos sprechen zwar für ein Linearregler, insbesondere ist ihre Kapazität für ein Schaltnetzteil eigentlich recht groß dimensioniert. Andererseits sind ist der „nackte“ Trafo für die Belastbarkeit der Dioden winzig und der schwarze 400V-Elko neben dem Kühlkörper spricht sehr für ein Schaltnetzteil. Am Kühlkörper steht TOP226Y, das ist definitiv ein Schaltregler.
Also ein Schaltnetzteil, vermutlich sehr ähnlich zur Beispielschaltung auf Seite 7 im Datenblatt (=> Google) von Power Integrations, dem Hersteller des TOP226Y. Dort sitzt ein 47uF-Kondensator direkt am Schaltregler als Teil des Regelkreises. Auch der Y-Kondensator („1n0-Y 250V“ blau und breitbeinig links neben der Diode) und ein paar andere Bauteile auf der Platine sprechen dafür. Fällt der 47uF-Kondensatzr aus, spinnt das Netzteil (schwingt oder erzeugt falsche Spannungen), worauf hin auch der Prozessor Amok läuft.
Die Beispiele im Datenblatt erzeugen immer nur eine geregelte Spannung (typisch für einfache Schaltnetzteile), die zweite Spannung ist „automatisch“ durch die Kopplung im Trafo geregelt, wenn auch nicht so genau wie die Hauptspannung (5V). Wenn die Diode im Weg der zweiten Spannung (12V) ausfällt, ist das nicht weiter kritisch, die Spannung fehlt der Schaltung zwar, aber die 5V für den Prozessor sind noch ok, und der Prozessor kann „SOS funken“. Wenn die Diode aber die Hauptspannung gleichrichtet, bekommt der Spannungsregler immer nur „Unterspannung“ angezeigt und pumpt so viel Energie wie möglich in den Trafo, um das auszugleichen. 5V gibt es nicht, nur 12 V, die aber reichlich. Irgendwann erkennt der Spannungsregler seinen Fehler und schaltet komplett ab. Dann geht das Spiel von vorne los.
Ich würde gerne mal eine Basic mit dem beschriebenen Fehler vor Auerswald in die Hände bekommen, um mein „qualifiziertes Raten“ durch ein paar Messungen zu bestätigen.
Alexander